Arbeitsverträge in ASEAN
Ein Arbeits- oder Beschäftigungsvertrag ist eine verbindliche Vereinbarung zwischen einem Arbeitgeber und einem Arbeitnehmer, welcher wichtige Beschäftigungskonditionen wie Gehalt, Zusatzleistungen, Kündigungsverfahren sowie die Pflichten und Verantwortlichkeiten der beiden Parteien regelt. Eine gut ausgearbeitete Vereinbarung legt nicht nur die Grundregeln der Arbeitsbeziehung fest, sondern limitiert auch die Risiken für beide Parteien. In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Merkmale der Arbeitsverträge in den fünf wirtschaftsstärkten ASEAN-Staaten.
Indonesien
Arbeitsverträge in Indonesien können entweder befristet oder unbefristet ausgestellt werden. Während unbefristete Arbeitsverträge mündlich oder schriftlich abgeschlossen werden können, müssen befristete Verträge schriftlich und in der lokalen indonesischen Sprache Bahasa abgeschlossen werden. Der Vertrag kann ebenfalls zweisprachig sein – Indonesisches Bahasa und die Sprache der ausländischen Partei. Sollten jedoch Konflikte auftreten, ist die indonesische Version maßgeblich.
Der befristete Vertrag kann für einen Zeitraum von höchstens zwei Jahren abgeschlossen werden und darf nur einmal und maximal um ein weiteres Jahr verlängert werden.
Nach Ablauf einer Frist von 30 Tagen nach Ablauf der ersten Vertragszeit, kann der Vertrag wiederrum um zwei Jahre verlängert werden. Ein unbefristeter Arbeitsvertag hingehen hat kein Ablaufdatum.
Es sollte beachtet werden, dass die Regeln für unbefristete Arbeitsverträge für Expatriates keine Anwendung finden. Ihnen ist es erlaubt in Indonesien für einen bestimmten Zeitraum zu arbeiten und Arbeitserlaubnisse werden, mit Ausnahme von speziellen Fällen, jeweils nur für einen Zeitraum von einem Jahr ausgestellt.
In Bezug auf Arbeitnehmerrechte und -schutz haben Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen sowie Teilzeitbeschäftigte ähnliche Ansprüche wie Arbeitnehmer mit unbefristeten Verträgen. Dies gilt zum Beispiel für Löhne, Überstundenvergütung, Urlaub und Sozialversicherung. Bestimmte Zusatzleistungen, welche unter das Arbeitsrecht fallen, wie beispielsweise Abfindungszahlungen bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses, gelten jedoch nur für Arbeitnehmer mit unbefristeten Arbeitsverträgen.
Sozialversicherung
In Indonesien wird das Sozialversicherungsprogramm von der Sozialversicherungsorganisation des Landes oder der Badan Penyelenggara Jaminan Sosial (BPJS) in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber organisiert. Die Beitragssätze sind wie folgt:
Malaysia
In Malaysia muss ein Arbeitsvertrag in schriftlicher Form abgeschlossen werden. Der Vertrag muss die wichtigsten Konditionen des Arbeitsverhältnisses wie Arbeitsort, Arbeitsumfang, Lohnsatz, Lohnperiode, Urlaub, Zusatzleistungen sowie weitere Anliegen, welche für Gesundheit und Sicherheit relevant sind, beinhalten.
Die Arbeitsverträge unterliegen dem Beschäftigungsgesetz von 1955 und können befristet oder unbefristet sein. Arbeitgebern muss bewusst sein, dass im Falle der mehrmaligen Erneuerung eines befristeten Arbeitsvertrages, die malaysischen Arbeitsgerichte den Arbeitnehmer im Falle von Kündigungsstreitigkeiten als ständigen Arbeitnehmer des Unternehmens ansehen können.
Sozialversicherung
Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer müssen über den Malaysia’s Employees‘ Provident Fund (EPF) und die Social Security Organization (SOCSO), welche Rente, Arbeitsunfähigkeit, Lebensversicherung und medizinische Leistungen beinhalten, zu einem Sozialversicherungsprogram beitragen. Hausangestellte, ausländische Arbeiter, Selbstständige und Ehepartner von Selbstständigen sind von den Beitragszahlungen an die EPF sowie an die SOCSO befreit.
Philippinen
Das philippinische Arbeitsgesetz erkennt die folgenden fünf Kategorien von Beschäftigungsvereinbarungen an, welche sich nach Art der Beschäftigung richten.
- Feste Anstellung, bei der Arbeitnehmer auf unbefristete Zeit angestellt sind;
- Probezeit, ein Beobachtungs- und Evaluierungszeitraum der darauf zielt die Eignung des Mitarbeiters für eine dauerhafte Beschäftigung zu testen;
- Projektbezogene Beschäftigung; befristete oder unbefristete Beschäftigung; oder saisonale Beschäftigung, bei der die Vertragslaufzeit vorzeitig durch Ablauf des Projekts, einer Frist, einer Saison oder einer beiläufigen Tätigkeit festgelegt wird.
Für jede dieser Beschäftigungsarten wird ein Arbeitsvertrag geschlossen. Er kann mündlich oder schriftlich abgeschlossen werden, muss jedoch die grundlegenden Anforderungen und Mindeststandards, vorgeschrieben durch das Arbeitsgesetzbuch, erfüllen. Teile des Arbeitsvertrags, welche die Standards nicht erfüllen, gelten als ungültig.
Im Allgemeinen werden Arbeitsverträge in der englischen Sprache verfasst. Ist der Arbeitnehmer jedoch philippinischer Staatangehöriger, muss der Arbeitgeber einen zweisprachigen Arbeitsvertrag, auf Philippinisch und English, ausstellen. Außerdem muss der Vertrag die Beschäftigungsbedingungen klar regeln, um zukünftige Streitigkeiten und Unklarheiten auszuschließen.
Sozialversicherung
Das philippinische Sozialversicherungsgesetz verlangt sowohl von Arbeitnehmern also auch von Arbeitgebern die Beteiligung an dem Sozialversicherungssystem (SSS), dem nationalen Gesundheitsversicherungsprogramm und dem Home Development Mutual Fund, welcher Krankheit, Schwangerschaft, Arbeitsunfähigkeit, Rente, Tod und Beerdigungen, Krankenversicherung und Wohnbaukredite abdeckt. Die Beitragssätze werden auf Grundlage des Gehalts des Arbeitnehmers festgelegt. Dem Arbeitgeber ist es nicht erlaubt, seinen Beitrag von dem monatlichen Beitrag des Arbeitnehmers abzuziehen.
Singapur
In Bezug auf Arbeitnehmerschutz- und rechte werden Arbeitnehmer in Singapur in zwei Kategorien eingeteilt: Arbeitgeber, welche unter den Employment Act of Singapore (EA) fallen und EA-Arbeitnehmer und Arbeitnehmer, welche nicht unter den EA fallen – Nicht-EA-Arbeitnehmer. Der EA ist das wichtigste Gesetz bezüglich der Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber und regelt die grundlegenden Bedingungen und Konditionen für Arbeitnehmer, welche unter den EA fallen. Das EA-Gesetz verlangt, dass Arbeitgeber Arbeitnehmern Konditionen anbieten, welche entweder vergleichbar oder besser sind als diese, die in den Richtlinien des Gesetzes festgelegt sind. Jede Beschäftigungskondition oder -klausel, welche weniger vorteilhaft ist als diese im Gesetz angegebene, wird als unwirksam betrachtet.
Für Arbeitnehmer, welche nicht unter den EA fallen, richten sich die Beschäftigungsbedingungen nach den jeweiligen Arbeitsverträgen.
Der EA deckt jeden Mitarbeiter (ausländisch oder lokal), welcher einen Arbeitsvertrag mit einem Arbeitgeber abgeschlossen hat, außer:
- Seemänner;
- Hausangestellte;
- Personen, welche in verwaltenden oder führenden Positionen mit einem monatlichen Mindestgehalt von 4.500 S$ beschäftigt sind; oder
- Personen, welche bei einer staatlichen Behörde beschäftigt oder als Regierungsmanager- oder Führungskräfte tätig sind. Dazu gehören Fachkräfte mit Hochschulausbildung und speziellem Fachwissen oder Fähigkeiten, deren Beschäftigungsbedingungen ähnlich sind zu denen von Managern oder Führungskräften – so zum Beispiel Anwälte, Steuerberater und Ärzte.
Am 2. Oktober 2018 wurde dem Parlament ein Gesetzesentwurf zur Änderung einiger Bestimmungen des EA vorgelegt. Darin wird zum Beispiel vorgeschlagen, die Kernbestimmungen des EA auf alle Manager, Führungs- und Fachkräfte, unabhängig von deren monatlichen Gehalt, auszudehnen. Sobald diese Änderungen bestätigt wurden, werden wir Ihnen weitere Details zur Verfügung stellen.
Sozialversicherung
Der Central Provident Fund (CPF) ist das Sozialversicherungsprogram Singapurs und deckt Gesundheits-, Renten- und Wohnbedürfnisse der singapurischen Arbeitskräfte. Es wird durch Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert. Die Teilnahme an dem CPF ist für alle Staatsbürger und in Singapur arbeitende Ausländer mit dauerhaftem Aufenthaltsstatus (PR) verpflichtend. Freiwillig ist die Teilnahme für Staatsbürger und PR, welche im Ausland arbeiten. Sie gilt jedoch nicht für ausländische Arbeitnehmer.
Die Beitragssätze werden gesetzlich festgelegt und variieren mit Alter, dem Lohn, dem Aufenthaltsstatus des Arbeitnehmers, Staatsbürger oder PR, und der Anzahl der Jahre, in der der Arbeitnehmer den Status als PR hält.
Thailand
Thailand verlangt keinen schriftlich abgeschlossenen Vertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Es gibt jedoch strenge arbeitsrechtliche Vorschriften, welche die Arbeitsbedingungen- und Konditionen regeln. In der Praxis ist es daher ratsam, schriftliche Beschäftigungsbedingungen festzulegen, um Rechtsstreitigkeiten oder Vergütungspflichten zu vermeiden.
Im Falle eines schriftlich abgeschlossenen Vertrages muss der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer, unverzüglich nach Unterzeichnung, eine Kopie vorlegen. Außerdem müssen Unternehmen, welche zehn oder mehr Mitarbeiter beschäftigen, schriftliche Arbeitsregeln festlegen und diese innerhalb einer bestimmten Frist bei dem Arbeitsamt des Bezirks einreichen. Diese Regeln müssen sowohl in thailändischer Sprache als auch in englischer Sprache für ausländische Arbeiter veröffentlicht werden.
Die veröffentlichten Regeln müssen Folgendes beinhalten: Arbeitstage; übliche Arbeitszeiten und Ruhezeiten; Feiertage und Regelungen bezüglich der Feiertage; Regeln bezüglich Überstunden und Arbeit an Feiertagen; Datum und Mittel der Zahlung des Grundgehalts, Überstundenbezahlung; Urlaubsentgelt und Überstundenzahlung für Feiertage; Urlaub und Regeln zur Urlaubsantragsstellung; Benehmen und Bestrafung; Einreichen von Beschwerden; Kündigung, Abfindungszahlung und Sonderabfindung. Darüber hinaus müssen Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten schriftliche Arbeitsvertragsvereinbarungen als Teil der Arbeitsbedingungen im Arbeitsvertrag vorlegen.
Sozialversicherung
Arbeitgeber müssen ihre Arbeitnehmer bei dem Workmen Compensation Fund und dem Sozialversicherungsfond anmelden. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer müssen einen Beitrag in Höhe von 5 Prozent des Gehalts des Arbeitnehmers, maximal jedoch 750 THB (23 USD) pro Monat, zum Sozialversicherungsfond leisten.
Darüber hinaus gibt es einen Vorsorgefund, zu dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer monatlich jeweils einen Beitrag von zwei bis 15 Prozent des monatlichen Gehalts des Arbeitnehmers leisten.
Dieser Artikel, welcher am 26. Oktober 2018 aktualisiert wurde, wurde am 13. September 2018 erstveröffentlicht. Er ist ein Auszug aus der Juli-Ausgabe 2018 des ASEAN Briefing-Magazins mit dem Titel „Managing Contracts and Separation in ASEAN“. In dieser Ausgab des ASEAN-Briefing Magazins diskutieren wir, wie Verträge und Kündigungen in den fünf wirtschaftsstärksten Staaten des ASEAN-Raums, Indonesien, Malysia, Philippinen, Singapur und Thailand, verwaltet werden. Zunächst stellen wir die wichtigsten Merkmale von Arbeitsverträgen und Sozialversicherungspflichten vor. Anschließend diskutieren wir die verschiedenen, mit der Kündigung von Mitarbeiter zusammenhängenden, Anforderungen an den Arbeitgeber und abschließend die aktuellen Mindestlohnsätze in ASEAN.
ASEAN Briefing wird von Dezan Shira & Associates produziert. Mit Büros in China, Hongkong, Indien, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam unterstützt das Unternehmen Investoren in Asien
Kontaktieren Sie uns unter germandesk@dezshira.com oder besuchen Sie uns auf www.dezshira.com
- Previous Article Kündigung von Arbeitnehmern in ASEAN
- Next Article EU-Singapur Freihandelsabkommen unterzeichnet