Deutsche Direktinvestitionen in ASEAN Teil 1: Brunei und Kambodscha
Der Verbund südostasiatischer Nationen (ASEAN), mit zehn dynamischen und wachsenden Volkswirtschaften, wurde in den letzten Jahren zunehmend attraktiver für ausländische Investitionen. Dies ist hauptsächlich auf den Wunsch der einzelnen ASEAN-Regierungen zurückzuführen FDI und die wachsenden Binnenmärkte der Region zu fördern. Der fortlaufende China-US-Handelskrieg, die Gründung der ASEAN Economic Community im Dezember 2015 sowie die Vereinfachung des regulatorischen Umfelds in der ASEAN-Region haben die Attraktivität für ausländische Investoren deutlich erhöht.
Insbesondere das verarbeitende Gewerbe profitiert stark von den ausländischen Direktinvestitionen, da sich einige ASEAN-Staaten als Alternative zu China positionieren. Niedrigere Löhne und eine vorteilhafte geografische Lage zwischen dem chinesischen und den europäischen Märkten machen die ASEAN immer attraktiver. Die Aussichten für die zehn ASEAN-Staaten ist damit äußerst positiv. Abgesehen von Singapur, welches bereits eine industrialisierte Volkswirtschaft mit hohem Einkommen ist, werden alle übrigen ASEAN-Staaten 2019 voraussichtlich um vier bis sieben Prozent wachsen.
Deutsche Investitionen in den ASEAN-Staaten haben bisher ein stetiges Wachstum aufgewiesen und haben das Potential in den nächsten Jahren noch weiter zu wachsen.
Um deutsche Investitionen in der Region zu verstehen, muss man einen genaueren Blick auf die FDI-Flüsse in die einzelnen ASEAN-Staaten werfen. In dem ersten Teil dieses vierteiligen Artikels konzentrieren wir uns auf die FDI-Flüsse nach Brunei und Kambodscha.
Brunei
Brunei repräsentiert eins der weit entwickelsten Länder in der ASEAN. Im Vergleich mit den anderen ASEAN-Staaten hält das Land nicht nur einen der oberen Plätze in dem Ease of Doing Business Index der Weltbank, sondern auch die oberste Position, was die Kreditabsicherung angeht. Im Anbetracht der Größe des Landes haben ausländische Direktinvestitionen eine große Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes gespielt. Deutsche Direktinvestitionen waren in Brunei in den letzten Jahren jedoch noch von keiner großen Bedeutung.
Deutsch-Bruneiische Beziehung im Überblick
Deutsche Exporte nach Brunei sanken von 170 Millionen USD im Jahr 2015 auf 57 Millionen USD im Jahr 2017. Importe aus Brunei haben wegen den verlangsamten Exporten des Öl- und Gassektors abgenommen. Eine besonders hohe Nachfrage nach deutschen Maschinen treibt deutsche Exporte nach Brunei in den letzten Jahren jedoch an.
Einige deutsche Unternehmen haben bereits eine Geschäftspräsenz in Brunei errichtet. Heidelberg Zement ist bereits seit 2000 präsent und bedient 65 Prozent des Konstruktionsmarktes in Brunei. ThyssenKrupp ist derzeit am Bau einer großen Düngemittelanlage in Brunei beteiligt, um die lokalen Bemühungen zur Diversifizierung der Wirtschaft zu unterstützen. Siemens, welches seit 1972 in Brunei tätig ist, untersucht derzeit die Bemühungen der Regierung in Richtung der Digitalisierung. Es wird erwartet, dass Siemens in den nächsten Jahren große Investitionen tätigen wird.
Bruneis Investitionsprognose
In den letzten Jahren sah sich Bruneis Wirtschaft, aufgrund der Schwankungen im Öl- und Gassektor, mit Herausforderungen konfrontiert. 2018 haben die gestiegenen Exporte von Flüssigerdgas (LNG) dem Exportsektor zu einem BIP-Wachstum von 2,3 Prozent verholfen, welches 2019 voraussichtlich auf über fünf Prozent steigen wird.
Mit den Diversifikationsplänen der Regierung, die darauf abzielen die Abhängigkeit von Rohstoffen zu verringern und innovative und technologie-orientierte Unternehmen zu fördern, bietet Brunei enorme Möglichkeiten für deutsche Investitionen. Mit einer größtenteils gut ausgebildeten und englischsprachigen Bevölkerung sowie einer FDI-freundlichen Umgebung repräsentiert Brunei eine perfekte Investitionsdestination für deutsche Unternehmen.
Ein Großteil der deutschen Projekte zielt darauf ab die Hochtechnologie und den Handel in Brunei zu entwickeln und die besondere geografische Lage des Landes zu nutzen. Brunei ist derzeit noch nicht mit Singapur vergleichbar, aber mit zunehmendem Platzmangel und hohen Kosten in Singapur könnte Brunei eine mögliche Alternative für Logistik- und High-Tech-Unternehmen werden.
Wawasan Brunei 2035
Wawasan Brunei 2035 ist ein Entwicklungsprogramm, welches 2004 erstmals vorgestellt wurde. Es soll das Land hinsichtlich Bildung und Einkommen unter den weltweit führenden Staaten positionieren. Die Leistungen Bruneis gut gebildeter Menschen, seine Lebensqualität und seine dynamische, nachhaltige Wirtschaft soll weltweit anerkannt werden.
Das Projekt ist darauf ausgerichtet mehr ausländische Direktinvestitionen anzuziehen und das Wachstum lokaler Unternehmen zu unterstützen. Die Förderung der Halal-Industrie mit dem Bio-Innovations-Korridor, dem Innovations-, Technologie- und Kreativsektor und dem Baumwollsektor sowie die Schaffung von Genossenschaften wurden bereits implementiert. Eine Ease-of-Doing-Business-Unit wurde gegründet, um Geschäftsabläufe zu vereinfachen. Betrachtet man Bruneis Position als eine der führenden Nationen im Ease-of-Doing-Business-Ranking, erwies sich diese Unit bereits als ein Erfolg.
Ein Großteil der Anreize, insbesondere im Rahmen der Digital Government Strategy 2015-2020, fokussieren die Digitalisierung des öffentlichen Sektors an. Die Hauptziele sind die Verbesserung der öffentlich-privaten Zusammenarbeit, des Informationsaustausches und der Transparenz. Dies wird eine reibungslose Kommunikation zwischen den 86 Prozent der Bevölkerung, welche in Brunei das Internet nutzt, ermöglichen. Dieser Anteil ist der höchste aller südostasiatischen Nationen.
Die Regierung strebt die Implementierung nationaler Standards und Akkreditierungen, in eine Linie mit international etablierten Praktiken, an. Das Unternehmen Darussalam wurde gegründet, um unternehmerische Initiative zu fördern und Unternehmen bei ihren Wachstumsvisionen zu fördern.
Pulau Muara Besar Projekt
Ein anderes wichtiges Projekt zur Diversifikation der nationalen Wirtschaft ist das Pulau Muara Besar Projekt. Dies ist ein groß angelegtes Entwicklungsprojekt zur Errichtung eines Tiefwasserhafens sowie eines Industriekomplexes auf einer Fläche von insgesamt über 900 Hektar. Außerdem gehört ein angeschlossenes Geschäfts- und Gewerbegebiet ebenfalls zu dem Projekt.
Durch Bruneis Lage inmitten der ASEAN-Staaten und entlang der Haupthandelsrouten von Ostasien über den Mittleren Osten nach Europa, kann dieses Projekt Brunei in das Zentrum der Aufmerksamkeit von Logistikfirmen bringen, welche Produkte von Ostasien nach Europa transportieren.
Risikoanalyse
Aufgrund der hohen Exportabhängigkeit des Öl- und Gassektors, ist das BIP-Wachstum größtenteils von diesem Sektor abhängig.
Trotz der stark wachsenden Nachfrage für LNG von 8,5 Prozent im Jahr 2018, kommen 86 Prozent der weltweiten Nachfrage nach LNG aus den asiatischen Märkten. Deshalb muss sich Brunei diesen Herausforderungen stellen, um in diesem Markt zukünftig konkurrenzfähig zu bleiben.
Ein Großteil der Bevölkerung Bruneis ist gut qualifiziert und englischsprachig. Angesichts der insgesamt kleinen Bevölkerung repräsentiert dies jedoch ein potentielles Problem. Unternehmen, welche in Brunei investieren wollen, müssen ihre Arbeiter „importieren“, was Geschäftstätigkeiten dort teuer macht.
Kambodscha
Kambodscha, gelegen in der Mitte der ASEAN-Staaten, vermerkt ein stetiges Wachstum und repräsentiert ein Land in Bewegung. In dem Market Potential Index 2018 rangierte Kambodscha auf Platz 37. Bisher spielt Deutschland nur eine kleine Rolle bezüglich FDI-Zuflüssen in Brunei. Der strategische Standort zwischen Vietnam und Thailand – zwei der größten Treiber der Wirtschaftsentwicklung in den ASEAN-Staaten – macht Kambodscha zu einem Lieferanten und einer Stützbasis für Industrien in diesen Ländern, welche günstige Arbeitskraft benötigen.
Deutsch-Kambodschanische Beziehung in der Übersicht
Deutsche Importe aus Kambodscha belaufen sich überwiegend auf Textilien (74,9 Prozent) und Schuhe (12,5 Prozent). 2017 hat Deutschland Produkte im Wert von 1.742 Millionen USD importiert, während Kambodscha nur deutsche Produkte im Wert von 286,7 Millionen USD importiert hat. Sowohl Importe als auch Exporte sind in den letzten Jahren gestiegen. Während kambodschanische Exporte nach Deutschland zwischen 2015 und 2017 um fast 160 Prozent gestiegen sind, sind die Importe deutscher Produkte nach Kambodscha lediglich geringfügig gestiegen.
Da Kambodscha zwischen Thailand und Vietnam gelegen ist und viele deutsche Unternehmen dort bereits regional Headquarters und Produktionsanlagen errichtet haben, scheint der Standort weniger attraktiv für deutsche Unternehmen. Dennoch hat die Option von Investitionen in Kambodscha zunehmend die Aufmerksamkeit deutscher Unternehmen auf sich gezogen. Dies ist insbesondere den geringen Arbeitskosten und der Nähe zum Produktionsstandort Thailand zu verdanken. Es eröffnet Unternehmen die Möglichkeit zur Errichtung von zuliefernden und unterstützenden Industrien in Kambodscha. DEG, ein deutsches Ingenieurunternehmen, hat kürzlich seine Geschäftstätigkeiten nach Kambodscha ausgeweitet. 2017 hat InSite Bavaria eine Absichtserklärung mit dem in Kambodscha lokalisierten Unternehmen Worldbridge Logistics unterzeichnet, um eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung eines Deutsch-Kambodschanischen Technologieclusters durchzuführen.
Kambodschas Investitionsprognose
Da deutsche Produkte einen guten Ruf in Kambodscha haben und sich die Präferenzen der Bevölkerung, mit einer wachsenden Mittelklasse, hin zu Produkten mit einem höheren Lifestyle entwickeln, werden sich voraussichtlich weitere Chancen für deutsche Unternehmen in Kambodscha eröffnen. Trotz einem jährlichen Wirtschaftswachstum von über 6 Prozent und seinen diversen Investitionsanreizen ist Kambodscha ein größtenteils unerforschtes Territorium für deutsche Investoren.
Insbesondere der Pharmasektor bietet wachsende Möglichkeiten für deutsche Exporteure. Das wachsende Einkommen sowie das steigende Durchschnittsalter haben in den letzten Jahren zu einer wachsenden Nachfrage nach medizinischen Geräten und Pharmazeutika geführt. Mit der Ratifizierung des ASEAN Medical Device Directive, ein Gesetz, welches Standards in den ASEAN-Staaten vereinheitlicht, öffnet sich der Markt nicht nur in Kambodscha, sondern in allen ASEAN-Staaten.
Außerdem bieten auch die wachsenden Tourismus- und Logistiksektoren vermehrt Möglichkeiten für deutsche Investoren. Die Regierung plant die Errichtung von weiteren Sonderwirtschaftszonen, insbesondere entlang der thailändischen Grenze. Diese Sonderwirtschaftszonen eröffnen die Möglichkeit für unterstützende Industrien, thailändische Unternehmen zu beliefern und gleichzeitig von den günstigen Arbeitskosten in Kambodscha zu profitieren.
Mit einem jährlichen Wachstum von etwa 20 Prozent, bietet auch der Energiesektor große Chancen für deutsche Investoren. Der Generation Development Plan 2016-2025 soll Erhöhungen von 2,85 GW verteilt auf mehrere Versorgungssektoren, wie Fossile, Wasser und Sonnenenergie, erzielen.
Für die weitere Entwicklung seiner exportorientierten Wirtschaft sind massive Investitionen in die Infrastruktur erforderlich. Investitionen in der Höhe von 500 Millionen USD jährlich werden für die Entwicklung von Straßen, Eisenbahnstrecken und Häfen erwartet. Ein Großteil dieses Kapital wird voraussichtlich durch ausländische Direktinvestitionen generiert werden.
Risikoanalyse
Neben den Chancen, die Kambodscha bietet, bestehen immer noch große Herausforderungen, welche die Aufmerksamkeit der Regierung erfordern. Die bereits genannten Probleme der Infrastruktur machen Investments außerhalb der Freihandelszonen, welche oft eine besser entwickelte Infrastruktur bieten, schwierig. Diese Zonen bieten die Chance auf zuverlässiger Infrastruktur aufzubauen, welche in der Nähe weiterer Märkte lokalisiert ist.
Eine weitere Hürde in Kambodscha ist der Mangel an qualifizierter Arbeitskraft. Bisher gibt es kein umfassendes staatliches Programm zur Schaffung eines qualifikationsbasierten Bildungssystems. Die Entwicklung von bestimmten Qualifikationen wird überwiegend durch privaten Unternehmern angeboten. Deutsche Unternehmen haben bereits in Thailand und Vietnam erfolgreich Programme zur Entwicklung von Qualifikationen errichtet, was auch in Kambodscha zunehmend zur Option werden könnte.
Im zweiten Teil dieses vierteiligen Artikels, werfen wir einen Blick auf deutsches Investment in Indonesien und Laos.
ASEAN Briefing wird von Dezan Shira & Associates produziert. Mit Büros in China, Hongkong, Indien, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam unterstützt das Unternehmen Investoren in Asien
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