Frauen in der Arbeitswelt der ASEAN Region – Teil 3
Auch im letzten Teil dieser dreiteiligen Serie wird ASEAN BRIEFING erneut regionale Arbeitsmärkte einer genaueren Untersuchung unterziehen. Dieser Artikel widmet sich speziell Frauen in Laos und ist in Zusammenarbeit mit Indochina Research Ltd. im Rahmen des vierteljährlichen I-TRAK Report entstanden.
Bei der Entwicklung von Wirtschaften geht es nicht nur um das Wohl der Bevölkerung, sondern auch darum, Chancengleichheit für alle herzustellen. Das Thema Geschlechtergleichstellung ist besonders im Jahr 2015 in den Fokus gerückt. Denn dieses Jahr wurde als Frist für die Umsetzung der Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen genannt, welche die Gleichstellung und die dafür notwendige Verbesserung der Position von Frauen umfassen. Anfang 2015 veröffentlichte zudem die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) ihren Jahresausblick unter dem Titel „Enabling Women, Energizing Asia“.
Der Stellenwert dieser Thematik sollte im aufstrebenden Südostasien nicht verkannt werden. Der von Indochina Research Ltd. veröffentlichte Quartalsbericht gibt Aufschluss über die Haltungen der Befragten gegenüber verschiedenen Themen in Laos, Vietnam und Kambodscha. Für den I-TRAK Q3-Bericht wurden 200 Frauen in Laos‘ Hauptstadt Vientiane bezüglich ihrer Rolle am Arbeitsplatz interviewt und wie sie die Position von Frauen in der Wirtschaft erachten. Dabei war der Anteil der befragten Selbstständigen (35 Prozent), Angestellten (31 Prozent) und Beamten (34 Prozent) in etwa gleich groß.
Arbeitssituation in der Hauptstadt
Im Jahr 2015 feierte die Laos Gewerkschaft der Frauen, die landesweit die Bildung von Frauen zum Ziele der Armutsreduzierung und wirtschaftlichen Stabilisierung fördert, ihr sechzigjähriges Jubiläum. Auch wenn die UN und die ADB in ihren Berichten von Fortschritten in der letzten Jahren sprechen, besteht weiterhin Verbesserungsbedarf. Laut dem I-TRAK Q3-Bericht gehen nur 52 Prozent der Frauen einer bezahlten Beschäftigung in der Hauptstadt Vientiane nach, im Rest des Landes sind es sogar nur 37 Prozent.
Laos Hauptstädterinnen strotzen vor Selbstsicherheit, 95 Prozent der Befragten plädierten stark für eine ebenbürtige Rolle der Frau in der Wirtschaft. Die übrigen 5 Prozent waren der Meinung, Frauen sollten nur bei Bedarf arbeiten. Unterdessen glaubt ein Großteil (83 Prozent), dass die Fähigkeiten der Frauen an die der Männer heranreichen und fast ebenso viele (82 Prozent), dass sie auch dasselbe Einkommensniveau haben sollten.
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Herausforderungen am Arbeitsplatz
Laut dem I-TRAK-Bericht glaubten 55 Prozent der befragten Frauen, dass sie auf dem Arbeitsmarkt größeren Herausforderungen begegnen als Männer. Zu den geschilderten Hindernissen zählen die häusliche Erwartungshaltung, die von Frauen Arbeit und Hausarbeit einfordert, vorgefertigte soziale Rollenverteilung auf dem Arbeitsplatz und physisch (über)fordernde Tätigkeiten.
Von den befragten 200 Frauen gaben 47 Prozent an, Mütter zu sein, von denen viele ihr Arbeitsleben durch Geburt und Schwangerschaft und vice versa beeinträchtigt sahen. Tatsächlich gaben 55 Prozent der Frauen an, bei ihrer Mutterschaft nicht ausreichend Unterstützung von den Unternehmen bekommen zu haben. Das größte Problem bei arbeitenden Müttern waren Mutterschaftsurlaub und -gelder, wobei 61 Prozent der Befragten gerne eine längere Auszeit nehmen und 59 Prozent mehr Zuschüsse bei der medizinischen Versorgung erhalten würden. Mütter mit älteren Kindern verlangten zu 26 Prozent flexiblere Arbeitszeiten und Kindertagesstätten am Arbeitsplatz.
Auch wenn es einige Fortschritte zu verzeichnen gibt, bleibt die gesellschaftliche Wahrnehmung ein Faktor mit Auswirkungen auf die Gleichstellung der Frau. Ein UN MDG-Bericht schildert, dass das Land im auslaufenden Jahr 2015 auf einem guten Weg in Richtung Geschlechterparität für Mädchen war, doch ändert sich die Situation, wenn Frauen heranreifen. Bei der Hochschulbildung kommen auf 100 Jungen nur noch 77 junge Frauen.
Die mit steigendem Alter abnehmende Geschlechtergleichheit kann der sozialen Grundeinstellung zugeschrieben werden. Die ist ein möglicher Erklärungsansatz für die Unterschiede bei den Einstellungspraktiken, in der Hauptstadt aber besonders auf dem Land. Tatsächlich sind in der Gesetzgebung der Demokratischen Volksrepublik Laos keine Paragraphen dem Schutz vor Geschlechterdiskriminierung bei der Einstellungen von Personal gewidmet. Wohl aber gibt es geltende Rechtsvorschriften, die Frauen die gleichen Arbeitsplätze und Gehälter wie Männer ermöglichen sollen.
Unternehmergeist und Wachstum
Ungeachtet dieser Hindernisse haben laotische Frauen Unternehmergeist und arbeiten hart für ihren Erfolg. Laut dem I-TRAK-Bericht würde ein Viertel der befragten Frauen gerne innerhalb der nächsten 5 Jahre ein Geschäft gründen, weitere 18 Prozent ihr bereits bestehendes Unternehmen expandieren. Weitere Möglichkeiten, durch die Laotinnen sich mehr Erfolg in der Zukunft erhoffen, sind das Erreichen eines höheren Bildungsstandes (17 Prozent) und Beförderung (6 Prozent)
DAZU MEHR: Frauen in der Arbeitswelt der ASEAN Region – Teil 2
Den Berichten von UN und ADB zufolge seien die laotischen Frauen langsam aber sicher auf dem Weg, ihre Hoffnungen zu verwirklichen. Die Vereinten Nationen führen anhand des Gender Gap Index auf, dass Laos die Kluft zwischen den Geschlechtern bereits um 70 Prozent schließen konnte und schon im Jahr 2012 ein Viertel der Parlamentarier weiblich waren, was den höchsten Wert in der Region darstellt. Darüber hinaus spielen Frauen, ungeachtet der von manchen Befragten zur Sprache gebrachten sozialen Stigmatisierung auf dem Arbeitsmarkt, durch das Handeln der Regierung nun eine größere Rolle bei der Unternehmensführung. Der ADB Jahresausblick 2015 spricht sogar bezüglich des Frauenanteils in den Chefetagen von einem Durchschnittswert, der gleichauf mit dem der Vereinigten Staaten oder Deutschland liegt.
Zukunftsaussichten für Frauen in Laos
Laos Frauen sind tüchtig und entschlossen, eine größere wirtschaftliche Rolle zu spielen, sobald sie die Chance dazu erhalten. Eine gute Zusammenfassung liefert der sich auf die Befragung beziehende I-TRAK-Bericht von Indochina Research mit den abschließenden Worten:
„Arbeitende Frauen in Vientiane sind belastbar, ambitioniert und sich zunehmend ihrer Rolle in der Gesellschaft bewusst. Was ihre Fähigkeiten und potentielle finanzielle Unabhängigkeit angeht, so empfinden sie sich als ebenwürdig mit den Männern. Es ist davon auszugehen, dass die weibliche Bevölkerung in Laos zukünftig in noch größerem Ausmaß ihr Potential entfalten und zur Entwicklung und Fortschritt in Laos beitragen kann.“
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